Artikelbeschreibung
Leone Pastillen
Willy Wonka, der Herr über die Süßigkeiten in Dahls bekanntem Kinderbuch, ist ein distinguierter Mann von Welt mit spitzbübischem Charme: Im Frack aus pflaumenblauem Samt nebst flaschengrüner Hose, mit perlgrauen Handschuhen, schwarzem Zylinder, dazu einem eleganten Spazierstock mit goldenem Knauf und schlussendlich dem kleinen, schwarzen Spitzbart unter seinen lebhaft strahlenden Augen nimmt er Erwachsene wie Kinder für sich ein. Bedauerlicherweise ist uns kein Bild von Luigi Leone, dem Erfinder der Pastiglie Leone, überliefert, aber in unserer Vorstellung passt dieses Profil perfekt auf ihn.
Als Leone 1857 im piemontesischen Alba seine Süßwaren-Manufaktur gründete, gewann er die Kundenherzen indes in einem Tempo, das Wonka sicher neidisch gemacht hätte. Bereits im ersten Jahr nach Gründung soll Camillo Benso Graf von Cavour, während er die italienische Einheit vorantrieb, am liebsten die Veilchenlakritzen aus dem Hause Leone gelutscht haben, die daher heute in seinem Andenken den Beinamen „Senateur“ tragen. Und wenn man sich Bilder des italienischen Staatsmanns anschaut, glaubt man gerne, dass er ein Freund der süßen Genüsse war.
Zum Glück befand sich der Conte di Cavour am denkbar besten Ort für seine Gelüste: Dank zahlreicher Cafés, Konditoreien und zuckriger Läden, die vor Bonbons, Konfekt und Schokolade nur so überquollen, hatte sich Turin schon lange bevor es 1861 die erste Hauptstadt des geeinten Italiens wurde, den Ruf als die Süßwaren-Metropole des Landes erarbeitet. Es ist daher wenig verwunderlich, dass Luigi Leone schon bald beschloss, sein florierendes Jungunternehmen – das er nach seinem erfolgreichsten Produkt, den Leone Pastillen, benannte – dorthin zu verlagern, wo die Kundschaft nach seinen Waren verlangte. Und es dauerte nicht lange, bis er sich selbst im vor süßer Konkurrenz aus allen Nähten platzenden Turin den Ruf erarbeitet hatte, wohlschmeckendste Naschereien bei gleichzeitig höchster Qualität zu produzieren.